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  • September 18, 2018

DIE ROLLE DER PERMAKULTUR IN DER LANDWIRTSCHAFT

FILME für die ERDE INTERVIEW ÜBER DIE ROLLE DER LANDWIRTSCHAFT

FfdE: Was ist Deine grundsätzliche Absicht mit der Arbeit mit “Down to Earth”?

Marcus Pan: In erster Linie ist es mir ein tiefes Anliegen, Menschen wieder näher an die Natur zu bringen. Ich beobachte so viel Trennung, sowie kaum ein Verständnis mehr im Zusammenwirken von Mensch und Natur. Diese Verbindung möchte ich wieder herstellen, und die Menschen motivieren, sich am Aufbau einer neuen, permanenten Kultur zu beteiligen.
Die 2012 gegründete “down to earth AKADEMIE für PERMAKULTUR GESTALTUNG” vermittelt die ethischen Grundsätze der Permakultur und das entsprechende Gestaltungskonzept, theoretisch und praktisch. Die Akademie ist weltweit tätig und erreicht unterschiedlichste Gesellschaftsschichten und Kulturen. Zudem gibt es den “down to earth FÖRDERVEREIN”, der Permakultur-Projekte weltweit unterstützt. Sein Hauptfokus ist die Etablierung der Permakultur in der Landwirtschaft, sowie die entsprechende Wissensvermittlung.

Es ist möglich, äusserst nahrhafte, organische Gärten und Landschaften bis hin zu stabilen, zukunftsfähigen Ökosystemen zu gestalten, aufzubauen unter weiter zu entwickeln – diese Fähigkeit möchte ich weitergeben.

FfdE: Welche Rolle spielt Permakultur in der Landwirtschaft, aber auch hinsichtlich Klimawandel und Biodiversität?

Marcus Pan: Permakultur ist eine Landwirtschaftsform, die noch weiter geht als die ökologische Landwirtschaft. In permakulturell gestalteten Lebensräumen wird das Zusammenleben von Menschen, Tieren und Pflanzen so kombiniert, dass diese zeitlich unbegrenzt funktionieren und die Bedürfnisse aller Elemente so weit wie möglich erfüllt werden. Ziel der permakulturellen Gestaltung ist das Schaffen eines sich selbst regulierenden Systems, das höchstens minimaler Eingriffe bedarf, um dauerhaft in einem dynamischen Gleichgewicht zu bleiben. Das System soll produktiv und anpassbar bleiben. Das erste und wichtigste Prinzip in der Permakultur ist, dass kein landwirtschaftlicher Betrieb dem Land mehr Nährstoffe, Wasser und Energie entnehmen darf, als er zurückgibt. Natürliche Ressourcen wie Boden, Wasser und Pflanzen werden vermehrt. Boden, Wasser und Luft werden nicht verschmutzt. Ressourcen wie Energie, Wasser und Arten werden weniger intensiv genutzt, als sie durch natürliche Kreisläufe der Erde wieder regeneriert werden.
Allem Leben, menschlichem und nicht-menschlichem, wird das ihm innewohnende Recht auf Wohlergehen zugestanden. Hier kommen sehr stark die ethischen Grundsätze der Permakultur zum Tragen. Achtsamer Umgang mit Erde, achtsamer Umgang mit den Menschen, gerechtes Teilen von Überschüssen. Hier spricht man von einer regenerativen Landwirtschaft welche die Vielfalt fördert, Artenschutz betreibt und somit gegen das Artensterben wirkt.

FfdE: Wie bringst Du in den von Dir begleitenden Projekten Kohlenstoff in den Boden?

Marcus Pan: Eine der ersten Strategien in jedem meiner Projekte ist der aktive Humusaufbau. Die Bodenfruchtbarkeit nach dem Vorbild der Natur wieder herzustellen heisst, den Boden ständig bedeckt zu halten und Pflanzen einzusetzen, welche den Boden mit Stickstoff anreichern. Des weiteren Symbiosen schaffen, Pflanzenkombinationen in Mischkulturen und unter Beachtung der Fruchtfolge anzubauen.
Durch Kompostieren kann Dauerhumus, oder aber auch Terra Preta (Schwarzerde) hergestellt werden. Solch stabiler Humus speichert Bodenkohlenstoff über 100 bis sogar 5000 Jahre lang (!!)
– aber nur, wenn der Boden nicht gepflügt oder anderweitig gestört wird. Aus diesem Grund verbreitet sich die Nullbodenbewirtschaftung immer mehr.
Je nach Ökosystem wird unterschiedlich viel Kohlenstoff gespeichert. In Feuchtgebieten und Mooren ist dies am deutlichsten ausgeprägt, weshalb in funktionierenden Permakultur-Systemen Biotop-Formen häufig auftreten.
 Auch Bäume und Sträucher speichern enorm viel Kohlenstoff. Deshalb ist es so wichtig, wieder mehr Bäume zu pflanzen, vor allem auf Äckern und Weiden.

FfdE: Wie gleichst Du die immer stärker auftretenden Wetter-Extreme mit Deinen Designs ab?

Marcus Pan: Durch noch mehr Vielfalt an Pflanzen, vor allem mehr Bäumen, und noch mehr Hecken. Eine hohe Artenvielfalt macht das System stabiler. Bäume und Sträucher schützen kleinere Pflanzen vor heftigem Regen oder Hagel. Sie schützen den Boden, verhindern, dass er in Trockenperioden vollkommen austrocknet, somit haben andere Pflanzen wiederum Zugang zu Wasser in tieferen Bodenschichten. Ausserdem benötigt es mehr Feuchtgebiete, Teiche, Wasserspeicher wie Zisternen oder offene Gewässer. Auch hier erhöht sich die Vielfalt an Pflanzen und somit an Tieren. In Trockenperioden haben wir dann Zugang zu gespeichertem Regenwasser. Aus meiner Sicht sind Waldgarten-Systeme die stabilsten und vielfältigsten Systeme, die es heute aufzubauen gilt.

FfdE: Hat die heutige Permakultur auch Nachteile oder Aspekte, die noch zu entwickeln sind?

Macus Pan: Die Permakultur steckt noch immer in der Pionierphase. Sehr viele Menschen arbeiten daran, ihre Lebensräume nachhaltig zu gestalten. Im Grunde sind sehr viele Menschen daran, ihr Bewusstsein in diese Richtung zu fördern. Dabei ist man auch sehr stark mit sich selbst beschäftigt. Dies verhindert oftmals, etwas Gemeinsames zu entwickeln, zu kooperieren. Aus meiner Sicht ist der soziale Aspekt in der Permakultur noch zu entwickeln. Ausserdem sehe ich es als dringlich an, Permakultur vermehrt bereits Kindern in Kindergärten und Schulen zu vermitteln.

FfdE: Was sind Kritikpunkten und wie entgegnest Du diese?

Marcus Pan: Permakultur ist arbeitsintensiver als herkömmliche Systeme. Es benötigt mehr Menschen, welche das System bewirtschaften, was aber aus meiner Sicht nicht negativ ist. Der Aufbau benötigt ebenso seine Zeit und Geduld, oftmals auch einen erhöhten Kostenaufwand in dieser Phase. Vielen Menschen fehlt die nötige Geduld, es muss immer alles sehr schnell gehen. Ich versuche, mit diesen Menschen sehr klar zu sein, all dies zu kommunizieren, sodass keine unerfüllten Erwartungen entstehen.
Ein weiterer Kritikpunkt, vor allem in der Landwirtschaft, ist, dass sich viele nicht vorstellen können, wie die Felder bei einer so hohen Vielfalt an Pflanzen überhaupt bewirtschaftet werden können. Doch ist es immer eine Frage der Gestaltung. Es sind Technologien vorhanden, um die Bewirtschaftung dennoch zu erleichtern. Darum benötigen wir gerade in der Schweiz funktionierende Modelle, welche dies demonstrieren.

FfdE: Was entsteht am Zürichsee rund um Deine Akademie?

Marcus Pan: In Feldbach am Zürichsee sind wir am Aufbau eines “Permakultur Lern – & Demonstrationshofes”. Die drei Hektaren des Hofs werden in kooperativer Form organisiert und bewirtschaftet. Das Ziel ist es, ein nachhaltiges Landwirtschaftsmodell zu betreiben, welches ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt und die Möglichkeit bietet, Permakultur in der Landwirtschaft zu erleben.

FfdE: Wo braucht es Support im Aufbau der Permakultur?

Marcus Pan: Es benötigt mehr Permakultur-GestalterInnen, welche mithelfen, Permakultur-Systeme zu planen. Ebenso braucht es Menschen, die bereits Erfahrungen haben und ihr Wissen im Bereichen der Nachhaltigkeit, der Kultivierung von Nahrungsmitteln, der Verarbeitung usw. vermitteln.
Im strukturellen Bereich benötigt es Menschen, welche mit Ihren Fähigkeiten im Aufbau des Fördervereins, der Öffentlichkeitsarbeit sowie im Organisieren von Geldern mithelfen.

FfdE: Was ist einer der faszinierendsten natürlichen Mechanismen für Dich?

Marcus Pan: Die Wechselwirkungen und Beziehungen zwischen Pflanzen und Tieren in Ökosystemen. Die unglaubliche Vielfalt darin, sowie die Stabilität und Langlebigkeit.

FfdE: Dein Filme für die Erde Lieblingsfilm ist…

Marcus Pan: “Der Bauer und sein Prinz“– sehr schön, poetisch gemachter Film mit einer starken Visionskraft.
Home” – das Entstehen der Erde sowie auch der Einfluss durch uns Menschen sehr anschaulich dargestellt.

Die besten Dokumentationen und Kurzfilme zum Thema Permakultur und regenerative Landwirtschaft findest Du auf unserer Themenseite Permakultur.

DANKE > FILME für die ERDE / DANKE KAI PULFFER FÜR DAS INTERVIEW